Sonntag, 19. Juli 2020

Auf der Ringstraße nach Norden, einst und jetzt

Ich bin die Ringstraße noch ein Stück weiter nach Norden gefahren.
Links der Abbruch des Hochlandes, rechts weite Ebenen bis zum Atlantik.
Manchmal verläuft die Straße geradeaus auf einer Art Damm, manchmal windet sie sich durch die Ausläufer des Gebirges.
Und immer wieder tauchen Wasserfälle auf, denn das Gletscherwasser muss ja runter zum Meer.

Hier der Skogafoss als ein bekanntes Beispiel, der es immerhin auf eine Fallhöhe von 60 m bringt:


Die Ringstraße ist die wichtigste Verkehrsverbindung Islands, denn durch das Hochland gibt es keine Straßen...will man von Norden nach Süden, dann muss man außenherum...Da können, je nach Richtung, schon mal fast 1000 km fällig sein (statt 250 km direkt).

Früher war die Ringstraße auch nur eine Piste, Flüsse wurden mit Hilfe von Pferden überquert, die das Gepäck transportierten.


Heute sind alle Flüsse überbrückt und die gut ausgebaute zweispurige Straße lässt sich bequem fahren.


Ich fahre noch bis Vik, ein winziger Ort  (Läden, Tanken, Hotels, ein paar Häuser, Kirche), der durch seine im Meer stehengebliebenen Felsformationen bekannt ist.


Der Ort hat gerade mal 500 Einwohner. Er liegt an der Südspitze Islands.
Ab da geht es nur nach Norden...


Wenn die Geophysiker Recht behalten, werden im Herbst weite Strecken der Ringstraße hier nicht mehr existieren...von Eis- und Schlammlawinen zerstört, die der Vulkan Grimsvatn auslöst.
Die heutige Strecke ist auch nicht die von vor 25 Jahren, denn der Vulkan hat sie vor etwa 13 Jahren das letzt Mal zerstört...

Erinnerungen kommen...
Vor 25 Jahren mussten wir diesen Weg mit dem für Hochlandfahrten nicht geeigneten uralten Wohnmobil nehmen, um zum Fährhafen nch Dänemark zu kommen.

Am Anfang des Blog habe ich mal geschildert, wie man mit so einem Camper Flüsse durchquert....

Jetzt sollte die Rache kommen...

Zuerst überholte uns ein Jeep und schleuderte dabei einen Stein in unsere Windschutzscheibe...die zerbrach...

Anhalten, den Rest der Scheibe rausnehmen  (Ersatz gab es nicht und diese Drive-In Werkstätten für Autoscheiben ebenfalls nicht...)

Schal umziehen und weiter...wir mussten noch 500 km bis zum Hafen und hatten noch Zeit bis zum anderen Vormittag...

Dann kam der Teil der Ringstraße, der auf einem Damm gebaut ist.
Gemütlich fuhr ich da entlang, als ich plötzlich im linken  Außenspiegel einen rollenden Reifen sah, der uns überholen wollte...
Dann kam mir die Idee...der musste zu uns  gehören...und sofort knallte das Wohnmobil hinten links auf die Achse...mir gelang es auf drei Reifen und einer Achse das Auto in der Spur zu halten und zum Stehen zu bringen (sonst wären wir den Damm runtergekullert....)...

Hilfe holen (Handy gab es nicht, also ein Auto anhalten und etwa 50 km zum nächsten Telefon fahren...)...

Ein Automechaniker aus dem 150 km entfernten Höfn wollte mit seinem Abschleppwagen kommen...abschleppen klappte aber nicht, also montierte er notdürftig einen Ersatzreifen, langsam sollten wir ihm 150 km zur Werkstatt folgen, denn er musste nachsehen, ob die Achse in Ordnung war...

Auf dem Weg platzte uns noch ein zweiter Reifen...zum Glück hatte der Mechaniker noch was halbwegs passendes dabei...

Er flickte den Camper notdürftig zusammen und in der Nacht konnten wir mit einer leicht lädierten Achse, zwei Ersatzrädern, dafür ohne  Windschutzscheibe zum noch 300 km entfernten Hafen fahren..
Wir kamen noch rechtzeitig an...erholten uns auf dem Schiff, und fuhren dann in dieser Konstellation (lädierte Achse, zwei Ersatzreifen, ohne Windschutzscheibe) von Norddänemark nach Kassel..
Auto ausladen, Fliegen aus dem Gesicht kratzen und dann die Karre direkt zum Schrottplatz bringen...

Ich hoffe mein diesjähriger Islandurlaub endet anders...


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